Rhodomanologia

Beurteilungen von Zeitgenossen und Späteren zu Lorenz Rhodoman und seiner Dichtung

Joseph Justus Scaliger (gesammelte Einzelbemerkungen aus Scaligeriana, sive Excerpta ex ore Scaligeri, Genevae 1666, S. 293):

Rhodomanus doctissimus in Poësi Graeca, sed in Latina imperitus et infoelix. (Rhodoman ist sehr gebildet in der griechischen Dichtung, aber in der lateinischen unerfahren und nicht erfolgreich.)

Rhodomanus bonum Diodorum Siculum edidit, joly homme, qui latuit, comme Leopardus qui estoit bon Grec. J'ay tant escrit touchant Rhodomanus en Allemagne, que les lettres ont esté monstrées au Duc de Saxe qui l'a appellé d'une escolle Triviale de Pomeranie à Wittemberg. C'est un personnage tres - laid & rustique Laurentius Rhodomannus. (Rhodoman hat eine gute Edition von Diodorus Siculus gemacht; ein netter Mann, der wie Leopardus verborgen war, der ein guter Grieche war. Hinsichtlich Rhodoman habe ich so viel in Deutschland geschrieben, dass die Briefe dem Herzog von Sachsen gezeigt worden sind, der ihn aus einer Trivialschule in Pommern nach Wittenberg berufen hat. Lorenz Rhodoman ist eine sehr hässliche und bäuerliche Person.)

Rhodomanus carmina Latina non benè scribit, sed Graeca bona, bonus est in Poëtis. (Rhodoman schreibt lateinische Gedichte nicht gut, aber gute griechische; gut ist er bei [der Erklärung von] Dichtern.)

Josef Thun (Amores sacri [...], Holmiae 1682, Bl. A 6v) (siehe dazu Korhonen 2022, 4)

[...] Rhodomanus, qui Palestinam suam tam terso et polito carmine conscripsit, ut nullo modo Colutho suo vel Nonno videatur inferior.
(Rhodoman, der seine Palaestina in einem so reinen und eleganten Gedicht schrieb, dass er in keiner Weise Kolluthos oder Nonnos mit seinem Gedicht unterlegen scheint.)   

Jakob Schwachheim (Brief an Gottfried Wilhelm Leibniz vom 1. [11.] Januar 1698; siehe Gottfried Wilhelm Leibniz, Allgemeiner politischer und historischer Briefwechsel, hrsg. vom Leibniz-Archiv der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover, 15. Band: Januar - September 1698, Berlin 1998, S. 181 [Nr. 138])

Des Rhodomanni poëmata Graeca sind herlig und geben dem Homero nicht viel nach, wie Caselius, Scaliger und andere davon urtheilen. Ich wolte das man diese Carmina an statt der heidnischen poëten in Schulen tractiren mogte, weil die Jugend davon doppelten nuzzen, als poësin und schöne realia lernen konte.  

Georg Lizel (Historia Poetarum Graecorum Germaniae [...], Francofurti et Lipsiae 1730, S. 154)

Quodsi Pythagoras RHODOMANNUM ejusque Graeca poemata vidisset, in hac profecto sententia tenax perstitisset, animam cujusdam optimi Graecorum Poetae in ipsum transmigrasse, omnesque in eo virtutes reposuisse. Quamvis imaginariam hanc μετεμψυχώσεως doctrinam haud faciamus nostram, in eo tamen audacter perseveramus, RHODOMANNUM omnibus ac singulis Graecorum Poetis si non superiorem, parem tamen fuisse. (Wenn Pythagoras RHODOMAN und dessen griechische Gedichte gesehen hätte, hätte er wohl beharrlich an der Meinung festgehalten, dass die Seele eines sehr guten Dichters der Griechen in ihn selbst übergegangen sei und alle seine Tugenden in ihm hinterlegt hätte. Obwohl wir diese phantastische Lehre einer Seelenwanderung uns nicht zu eigen machen, beharren wir dennoch kühn darauf, dass RHODOMAN allen einzelnen Dichtern der Griechen, wenn nicht überlegen, so doch gleichrangig gewesen ist.)

Friedrich August Wolf (ΠΛΑΤΩΝΟΣ ΣΥΜΠΟΣΙΟΝ. Platons Gastmahl: ein Dialog, hin und wieder verbessert, und mit erklärenden Anmerkungen hrsg. v. Friedrich August Wolf, Leipzig 1782, S. XXVI)

"Ein anders wäre es, wenn unser Zeitalter noch so fruchtbar an Männern wäre, die griechisch schrieben, wie Hieron(ymus) Wolf oder Rhodomann, der in eben den Mauern, worin ich dieses schreibe [gemeint ist Ilfeld], mit gleicher Fertigkeit griechische Verse machte, als womit man sie itzo - skandirt: [...]"

Conrad Bursian (Geschichte der classischen Philologie in Deutschland [...], Leipzig 1883, S. 235)

"Er [sc. Rhodoman] war einer der fruchtbarsten und gewandtesten griechischen Dichter der Neuzeit, wie seine sehr zahlreichen griechischen Gedichte beweisen, in denen er theils moderne, theils antike mythische Stoffe zwar ohne eigentlich poetischen Geist, aber mit großer Fertigkeit in der Handhabung der Form, besonders der Sprache der späteren griechischen Epiker, die er mit Vorliebe studirte, behandelt: [...]"

Theodor Perschmann (De Laurentii Rhodomani vita et scriptis, in: Schulprogramm Gymnasium zu Nordhausen, Nordhausen 1864, S. 1-21, hier 21)

Carmina vero eius (sc. Rhodomani) si qui reprehenderunt, quippe quod spiritu illo vere poetico essent destituta, non iusta aestimandi ratione usi sunt: ipsius enim Rhodomani verbis demonstravimus eum in componendis illis carminibus magis tironum necessitati quam eruditorum studiis consuluisse, eamque ob causam illa non tam viris doctis quam pueris docendis legenda esse. Quam spem irritam non fuisse ac quondam ea carmina in scholis lectitata esse, etsi certis testimoniis careremus ipsa conditio nonnullorum Rhodomani librorum, quos nos quidem vidimus, aperte doceret: ex quorum adspectu eos puerorum quondam in manibus diligenter versatos esse perspicue apparet. Quare si nostra aetate graeca studia florere ac meritum in scholis locum obtinere gaudemus, quantopere de propagandis illis Rhodomanus meritus fuerit grato animo recordemur.

zuletzt bearbeitet am: 13.11.2023

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